Archiv für Mai 2010

spuren legen

Sonntag, 30. Mai 2010

Der „Fall Weinheber“ – ein Fall Österreichs?
Josef Weinheber (1892 – 1945) war ein österreichischer und zugleich ein „urwienerischer“ Dichter, der 1934 mit seiner Gedichtsammlung „Adel und Untergang“ schlagartig berühmt wurde. Und er ist auch heute noch in österreichischen Schullesebüchern mit seinen Gedichten vertreten. Es gibt zahlreiche CDs mit Gedichtsammlungen von ihm: So liest z.B. Miguel Herz-Kestranek Gedichte aus Weinhebers „Wien wörtlich“, in dem Weinheber auch Gedichte in der Wiener Mundart verfasste. Auch in der Gegenwart stehen seine Texte neben Texten von Karl Kraus und Helmut Qualtinger, seine Gedichte neben denen von Ernst Jandl, H.C. Artmann, Ilse Aichinger und Peter Waterhouse. Roland Neuwirth von den Extremschrammeln vertonte unter dem Titel „Alle meine Dichter“ neben einem Gedicht von Ingeborg Bachmann auch eines von Josef Weinheber, dessen handwerkliches Können als Dichter, das Bewältigen aller Versmaße und Gedichtformen auch von jenen bestätigt wird, die sich als ästhetische und politische Gegner Weinhebers betrachten. Weinhebers Werk wird auch heute noch öffentlich gewürdigt: Es gibt in Wien einen Josef-Weinheber-Platz und eine Weinheber-Büste auf dem Schillerplatz. In Niederösterreich spannt sich eine Josef-Weinheber-Brücke über die Westautobahn und es gibt im Bezirksmuseum Ottakring einen Raum, der als Dichterstube Weinhebers gestaltet wurde. Weinheber ist als Dichter in unserer Gegenwart also durchaus präsent.
Weniger bekannt ist, dass fast alle seine Auszeichnungen aus der Ära des Dritten Reiches stammen und dass er als der „berühmteste Lyriker Nazi- Deutschlands“ gilt ( Siehe den Artikel des Germanisten Albert Berger „Ein Josef Weinheber-Porträt. Vom Adel und vom Untergang“). Es ist auch wenig bekannt, dass Weinheber schon 1931 der NSDAP beitrat und 1933 Fachschaftsleiter für Schrifttum im österreichischen Kampfbund für deutsche Kultur wurde, also lange Zeit vor dem „Anschluss“ im Jahre 1938, deren manipulierte Volksbefragung am 10. April 1934 er mit folgenden Versen begrüßte:
Deutschland, ewig und stark /Deutschland , wir grüßen dich! / Führer, heilig und stark,
Führer, wir grüßen dich! / Heimat, glücklich und frei, / Heimat, wir grüßen dich!
(aus: „Hymnus auf die Heimkehr“ Josef Weinheber: Sämtliche Werke. Hg. Friedrich Jenaczek, 3.Bd., Salzburg 1996)
1937 dichtete er noch in „O Mensch, gib acht“ den unverfänglicheren „Kräuterspruch“.
1918 trat er aus der katholischen Kirche aus, war Mitglied der NSDAP von 1931 bis 1934. Nach dem Verbot der NSDAP in Österreich 1935 biederte er sich mit dem Hymnus „Den Gefallenen“ bei einer Gedenkfeier für Dollfuß dem Austrofaschismus an, um danach gleich nach dem „Anschluss“ 1938 wieder um den Eintritt in die NSDAP anzusuchen, was ihm auch 1944 (rückwirkend auf 1941!) gewährt wurde. Nach der Annexion Österreichs ließ er sich vom Hitler-Regime hofieren: Er erhielt 1936 in München den Mozart-Preis, 1941 aus den Händen Josef Goebbels den Grillparzer-Preis, wofür er Unsäglichkeiten wie die Ode „Blut und Stahl“, Grußbotschaften an den Führer oder sogar lyrische Gesänge auf den Bau der Reichsautobahn lieferte. Weinheber stand auch auf der sogenannten „Gottbegnadeten-Liste,
die von Hitler persönlich geführt wurde, als sogenannter „uk“. Das hieß in der NS-Sprache „unabkömmlicher Künstler“, der nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurde.
1944 trat Weinheber der katholischen Kirche wieder bei. Genau einen Monat vor der Kapitulation Hitler-Deutschlands, an jenem 8. April 1945, an dem in Wien die Widerstandskämpfer Biedermann, Raschke und Huth von den Nazis aufgehängt wurden,
machte Weinheber vor dem Anrücken der Roten Armee seinem Leben ein Ende.

Klaus Sinowatz (geb. 1953): Künstler und Schriftsteller seit 1984 Studium der Germanistik und Geschichte in Wien, Lehrer für Deutsch und Geschichte Künstlerische Vorbilder: John Heartfield, George Grosz, Klaus Staeck, Banksy

Spuren legen

Sonntag, 30. Mai 2010

SPUREN LEGEN
Künstlerische
Interventionen
Ana Maria Heigl
Sisi Klocker
MASC
Klaus Sinowatz

XVI BEZIRKSMUSEUM OTTAKRING
Wien, Richard Wagner Platz 19 b
Tel. 01 4000 16127

SPUREN LEGEN – Künstlerische Interventionen
Ausstellungsdauer: 30. Mai bis 27. Juni 2010
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 16 bis 19 Uhr
Sonntag, 10 bis 12 Uhr
Donnerstag, 3. Juni geschlossen
Vernissage: Mittwoch, 16. Juni 2010
19 bis 21 Uhr

Einführung:
Dr. Wolfgang Hilger
19.30 Uhr
Veranstalter: Basis Kultur Wien

Projektleitung:
Andreas Dworak, Walter Berger
BEZIRKSMUSEUM OTTAKRING
1160 Wien, Richard Wagner Platz 19 b
Tel. 01 4000 16127
WIR SIND WIEN.FESTIVAL DER BEZIRKE

Wien wörtlich

Sonntag, 30. Mai 2010

Schiefer Küchensegen

Sonntag, 30. Mai 2010

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Einwortgedichte

Sonntag, 30. Mai 2010

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Ölbilder und Zeichnungen

Samstag, 29. Mai 2010

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Habsburger

Samstag, 29. Mai 2010

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Einsatzgedichte mit Collagen von Dietmar Pokoyski

Freitag, 28. Mai 2010

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